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Kirchgemeinde Reinsdorf

    

Die Trinitatiskirche zu Greiz-Reinsdorf -
Baugeschichte und Ausstattung

Auf der östlichen Anhöhe (394 m üNN) über Greiz wurde Reinsdorf um das Jahr

Kirche Reinsdorf im Advent 1976
Kirche Reinsdorf im Advent 1976
1200 von Siedlern gegründet. Sie kamen aus dem Frankenland, errichteten bald eine Kirche und legten bald einen Gottesacker darum an, was darauf schließen lässt, dass Reinsdorf schon im 13. Jahrhundert einen (katholischen) Pfarrer hatte. Die mittelalterliche Kapelle oder Kirche  wurde 1320 das erste Mal erwähnt, allerdings ist unklar, wie sie aussah.

Im Jahre 1533 wurde im Greizer Land, also auch in der Kirchgemeinde Reinsdorf, die Reformation eingeführt. Erster evangelischer Pfarrer war Johann Freiesleben, der zugleich "Mitsuperintendent" (leitender Oberpfarrer)  im Kirchkreis Greiz war.

Im Dreißigjährigen Krieg haben die Bewohner von Reinsdorf und der eingepfarrten Orte (Irchwitz, Kahmer, Schönfeld) starke Verluste an Besitz und Leben durch Plünderungen und Pest erleiden müssen. Die Kirchenbücher geben vielfach Zeugnis davon.

Die mittelalterliche Kirche überdauerte die notvollen Zeiten bis sie zu Beginn des 18. Jahrhunderts für baufällig befunden wurde, so dass der Patronatsherr, Graf Heinrich XIII. zu Untergreiz, den Abriss des Gebäudes anordnete. Unter Verwendung älterer Bauteile wurde 1720 an gleicher Stelle die neue Kirche errichtet, deren Grundform bis heute erhalten ist. Einen großen Anteil an diesem Kirchenbau hatte Karl Erdmann von Commerstädt, Rittergutsbesitzer zu Unterschönfeld.

Die Reinsdorfer Kirche um 1955
Die Reinsdorfer Kirche um 1955
Die alte Kirche wurde im Frühjahr abgebrochen, ab Mai wurden in nur sechs Monaten Langhaus, Altarraum mit Inneneinrichtung im barocken Stil geschaffen, und die neue Reinsdorfer "Dreifaltigkeitskirche" (lat. Trinitatis) am 3.11.1720 in einem festlichen Gottesdienst eingeweiht. Es erklang eine speziell dafür komponierte Kantate des damals in Greiz lebenden Johann Friedrich Fasch mit einem Text des Ortspfarrers Hieronimus Reibstein. J. F. Fasch machte sich später in Zerbst einen Namen als Kapellmeister, Johann Sebastian Bach achtete ihn als bedeutenden Komponisten seiner Zeit.

Der neuen Kirche fehlte noch der Turm. Im Jahre 1724 wurde er auf Fundamenten des alten errichtet, wiederum in Rekordbauzeit von fünf Monaten. In seiner originellen Art leuchtet der Kirchturm, fast 40 m hoch, weit ins Land. Kuppelform und Fachwerklaterne zeigen die Nähe zum sächsischen Vogtland, abweichend von der im Greizer Land vorherrschenden Schweifkuppel. Bei den alten Urkunden im Turmknopf ist eine aus dem Jahre 1724 aufbewahrt, die den Wunsch ausspricht: "Den Christen immer und überall einerlei Sinn".

Am 15.01.1911 fiel ein großer Teil der Innenausstattung des Gotteshauses einem Brand zum Opfer. Noch im selben Jahr wurde die Reinsdorfer Kirche unter Leitung von Paul Lange wieder aufgebaut, in den Formen des Jugendstils neu gestaltet und am 20.11.1911 eingeweiht.

Bild - Außenerneuerung 1978/79
Die Außenerneuerung der Kirche 1978-1979
Foto:
Greiz- Reinsdorf.de

Ihre naturhölzerne Ausstattung verleiht dem Gotteshaus eine wohltuende Wärme aber auch fast städtischen Charakter. Der Innenraum ist beim Wiederaufbau zu beiden Seiten im Langhaus verbreitert worden, was vor allem der Emporenetage ihre überraschende Weite gibt und der ebenfalls neu eingebauten Orgel ihre Klangfülle verleiht (Orgel der Firma Jehmlich, Dresden). Das hölzerne Gestühl ist hier besonders bequem, gestaffelt und hat hohe Lehnen. Die bunten Bleiglasfenster, alles Geschenke verschiedener Stifterfamilien aus dem Jahr 1911, geben der ganzen Kirche ihr Farbenspiel. Im Langhaus sind darin Seligpreisungen aus der Bergpredigt (Mt 5) dargestellt, und die beiden Fenster an den Chorseiten zeigen (südöstlich) das Kinderevangelium (Mk 16), das zu jeder Taufe gehört, und (nordöstlich) die Geschichte der Emmausjünger (Lk 24), die von der aktuellen Gegenwart Jesu im Abendmahl der Gemeinde kündet. Darunter sind zwei Grabsteine (Joh. Ernst von Commerstädt, gest. 1663; Georg Friedrich von Commerstädt, gest. 1691) in die Wand eingelassen, die schon aus der mittelalterlichen Kirche in den barocken Bau übernommen wurden. Außerdem blieb von der barocken Ausstattung nur der prächtig verzierte Kanzelaltar erhalten. Der Taufstein wurde um 1970 unter einer Treppe in der Kirche gefunden und steht seitdem im Altarraum. Das älteste Kunstwerk der Kirche, eine Halbplastik eines Diakons aus dem 15.Jahrhundert, befindet sich am Lesepult, das jedoch selbst aus neuerer Zeit ist.

Ende des 20. Jahrhunderts hat die Gemeinde ihre Kirche mit großem Einsatz renoviert und ergänzt: Innenerneuerung 1961, Außenerneuerung meist in Feierabendarbeit 1978/79, und 1996 hat der Turm zwei neue Glocken bekommen – eine gestiftet von der Kirchengemeinde, die andere durch eine Stifterfamilie aus Reinsdorf – so dass nun drei Glocken weit ins Land klingen.

Das Gotteshaus trägt den Namen "Dreifaltigkeit/Trinitatis". Darunter ist die Einheit von Gott, dem Schöpfer und Vater, seinem Sohn Jesus Christus und dem Heiligen Geist zu verstehen. Zugleich hören wir darin betont, dass die Gemeinde mit Gott und ihrer Kirche eine Einheit sind. Und vorn im Chorraum bilden das Lesepult, der Taufstein und der Altar mit Kanzel ein Dreieck, beleuchtet von den beiden Fenstern mit den Themen Taufe und Abendmahl. Für jede und jeden ist so der Zusammenhang der drei wichtigsten Lebensformen einer evangelischen Gemeinde deutlich zu sehen: Verkündigung, Taufe und Abendmahl. Vom Chorraum in die Kirche geschaut geben die Seligpreisungen in den Fenstern im Langhaus einen Ausblick darauf, was uns durch Gott verheißen und versprochen ist, für Menschenzeit und Ewigkeit. Die Reinsdorfer Kirche predigt also schon still als Bauwerk, was ihr Name sagen will.
Text: Greiz-Reinsdorf.de

    

 


 
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